Kunst- und Werkpädagogik

Gestalten kann stark machen …
… und persönlichkeitsbildende Prozesse fördern

In ihren Werken verarbeiten Kinder Erlebtes, äußern Wünsche und Bedürfnisse, beschreiben ihre Träume oder festigen ihr Wissen über die Welt. Werden die kindlichen Gestaltungsprozesse von Erwachsenen sensibel und wertschätzend begleitet, können diese Prozesse für die Kinder zu komplexen persönlichkeitsrelevanten Vorgängen werden, weil sie positive Kräfte freisetzen und jedes Kind zu sich selbst führen können.

Jeder von uns hat schon einmal beobachtet, wie Kinder manchmal Zeit und Raum vergessen, wenn sie malen oder zeichnen; wenn sich zögernde, tastende Striche und kraftvolle, dick aufgesetzte Konturen abwechseln, Zwiegespräche geführt werden oder Unmutsäußerungen zu hören sind, wenn etwas nicht klappt. Und dann, oft ganz plötzlich, nimmt das Kind Abstand vom Papier. Es schaut sich alles noch einmal an und legt es beiseite. Vielleicht bittet es darum, das Bild für alle sichtbar aufzuhängen, vielleicht wirft es das fertige Werk sogar entschlossen in den Papierkorb. Und dann, geistig erschöpft, muss es sich körperlich austoben, um innerlich wieder zur Ruhe zu kommen.

Es hängt von uns ab, diese ungeheuer produktiven gestalterischen Prozesse bei jedem Kind lebendig zu halten und den Wunsch nach „noch mehr!“ heraufzubeschwören. In jedem Motiv steckt etwas vom Zeichnenden. Die momentane psychische Verfassung, aktuelle Lebenszusammenhänge oder der Entwicklungsstand eines Kindes fließen immer unbewusst mit in das Bild ein. Die Motive der Bilder, welche die Kinder frei auswählen, sind grund- sätzlich als Repräsentanten ihrer Person zu verstehen.

Kinder werden im Alltag vielseitig gefordert – emotional, kognitiv, körperlich. So können der Waldspaziergang, die Beobachtung einer Baustelle oder das Betrachten ihres eigenen Körpers sehr intensive Erlebnisse mit einem hohen Wissenszuwachs sein. Das Erlebte später in einem Bild festzuhalten, ist eine wunderbare Form der Verarbeitung und der Festigung des neuen Wissens. Gespräche über die Bilder helfen den Kindern bei der Verarbeitung des Dargestellten und uns Erwachsenen, die Geschichten hinter den Bildern zu erfahren, um die Bilder deuten zu können. Und natürlich fördern diese Gespräche auch die kindliche Sprachfähigkeit. Die Wertschätzung und Aufmerksamkeit, die ein Kind auf diese Weise erhält, stärken sein Selbstwertgefühl, das Kind entwickelt Selbstvertrauen. Behutsame Anleitungen und eine einfühlsame Begleitung im gestalterischen Tun ermöglichen es den Kindern, sie selbst sein zu können.

Dozenten im Fach Kunst- und Werkpädagogik

Silke Bittner

SPP im SEJ, Kunst- und Werkpädagogik

bittner@fachakademie-schweinfurt.de

Hildegard Reick

Kunst- und Werkpädagogik, Übungsfächer

reick@fachakademie-schweinfurt.de

Gertrud Weule

Kunst- und Werkpädagogik, Übungsfächer

weule@fachakademie-schweinfurt.de